CD: PRIVATE

2003, percaso production CD 20 // 13 Tracks // 49:27 
Musicians Christoph Gallio alto & soprano sax // Daniel Studer double bass // Marco Käppeli drums // Production notes All copositions are by Christoph Gallio // Recorded at Radiostudio Zürich by Andy Neresheimer, 2001 Dezember 15 & 16 // Edited and mixed at Elephant Château Studio Basel by Max Spielmann // Mastered at Gallus Studio St.Gallen by Johannes Widmer // Coproduced by Schweizer Radio DRS 2 // Photo inside by Beat Streuli // Liner notes by André Behr and Christoph Gallio // Graphic design by Anne Hoffmann // Cover art by Christopher Wool

Samples

  1. SAVE p
  2. WALTER & CLAUDIA 2 p
  3. 101 p
  4. TEA FOR D p
  5. LAETITIA POP-CORN p
  6. QUIET DAYS p

Liner notes

ANDRE BEHR, ZÜRICH, INTERVIEW

Hellwach, aber in sich gekehrt. Wide-awake, but introspective Ein Gespräch mit Christoph Gallio A conversation with Cristoph Gallio

Christoph Gallio, was ist privat an diesem Album «private»? Christoph what's private about your new album «private»?

Als ich die Kompositionen für diese CD zusammenstellte ist mir aufgefallen, dass fast alle Stücke, die ich auswählte, kleine Geschenke sind, Widmungen an Menschen, die mir viel bedeuten, von denen einige aber schon nicht mehr leben. Das hat viele Erinnerungen geweckt. Ich habe die CD aber auch «private» genannt, weil ich mich in meinem Spiel und in den Solis etwas zurückhalte, wie das bei Widmungen ja sein sollte. As I put together the pieces for this CD I noticed that almost all of them were presents, or had been dedicated to people who are important to me, although some of them are no longer living. That stirred up many memories. The CD is also called «private» because while I am playing and soloing I seem to be holding something back, which is usual for pieces so dedicated.

Wie entstehen solche als Geschenke gedachte Kompositionen? How do you make presents out of compositions?

Ich stelle mir den Menschen vor, den ich schon lange kenne, denke an die verschiedenen Facetten seines Wesens und versuche, diese Eindrücke in Noten zu fassen. So entsteht eine Art Gebrauchsmusik. Diese Art zu komponieren entspricht mir sehr, denn für mich ist das Töne setzen etwas abstraktes. Ist die Musik als Geschenk gedacht, erleichtert mir das den Umgang mit diesem Abstrakten. Die Musik schwebt weniger im Raum. I think about the person, I probably have known for a long time and think about the different facets of his/her being and to try to convey these impressions musically. So I create music for various occasions. I like this way of composing, because creating music is something abstract for me. When the music is thought of as a present it's easier for me to deal with abstract forms. The music becomes less wavering.

Komponieren Sie im Kopf? Do you compose in your head?

Ich setze mich ans Klavier und beginne einfach. Am Anfang steht vielleicht ein Rhythmus, der zu dem Menschen passt, für den ich komponiere, oder eine schöne Melodie, weil er mir sympathisch ist. An diesem Grundgerüst feile und schnitze ich dann wie an einer Skulptur. I sit down at the piano and start writing. At the beginning I may connect each person with a certain rhythm or a beautiful melody which suits them. On this basic framework I work like carving on a sculpture.

Beim Komponieren nehmen Sie nicht das Saxophon zur Hand? Don't you use your saxophone to compose?

Nein, denn am Klavier kann ich mehrstimmig arbeiten. Ich lege meine Stücke immer für Saxophon und Bass an. Für das Schlagzeug gebe ich erst in jüngster Zeit, und nur von Fall zu Fall, notierte Anweisungen. No, because the piano has more voices. I always write for saxophone and bass. I've only recently begun to provide written instructions for the drums.

Mit Daniel Studer am Bass und Marco Käppeli am Schlagzeug präsentieren Sie auf dieser CD eine neue Rhythmusgruppe. Warum dieser Wechsel? On this CD with Daniel Studer on bass and Marco Käppeli on drums you are using a new rhythm section. Why the change?

Eine Band wie DAY & TAXI ist für mich ein Stilmittel, um meine musikalischen Intentionen realisieren zu können. Dazu braucht es emanzipierte Mitmusiker und solche haben als eigenständige Persönlichkeiten eigene Ideen. Daher sind Wechsel vorprogrammiert. Auch jetzt stehen Persönlichkeiten in meiner Band, doch unsere Zusammenarbeit ist frisch. A band like DAY & TAXI gives me a vehicle to express myself musically. For that I need emancipated musicians who bring with there own ideas as individuals. Changes therefore are predictable. At the moment like allways I am working with real individuals - we still sound fresh.

Hört man das? Would one notice?

Der Umgang mit dem komponierten Material ist wieder freier. Wir improvisieren mehr und das zwingt mich im positiven Sinn, erneut mit freieren Formen umzugehen. Working with these pieces has become freer again. We are improvising more and that puts me in a positive frame of mind again to work with freer forms.

Wie kamen Sie eigentlich zu diesem Bandnamen? How did you get the name «DAY & TAXI»?

Eine ehemalige Freundin hat diesen Namen beim durchblättern eines Kunstkatalogs über Gilbert & George erfunden. Ich fand ihn spontan gut. A former girlfriend inspired by looking at a «Gilbert & George» art catalogue came up with the name. I liked it right away.

Es fällt auf, dass einige Stücke auf «private» sehr kurz sind. One is noticed that a number of pieces on «private» are very short.

Das hat mit meinem zerstückelten Wochenalltag zu tun. Ich bin mein eigener Manager, suche Gigs für die Band, betreue mein Label «Percaso», produziere CD's und gebe Unterricht. Das alles lässt mir nicht allzu viel freie Zeit. Allerdings bin ich auch nicht dafür geschaffen, Symphonien zu schreiben. That's because my daily life is split into many small parts. I' m my own manager, I have to look for gigs for the band, I have my own label «Percaso», I produce CD's and teach. Not much free time left. On the other hand I'm not the guy who writes symphonies.

Obwohl Sie das Konservatorium Basel besucht haben? Although you studied at the Basel Conservatory?

Da blieb ich ja nur ein Jahr lang. Viel weiter als bis zur Lehre vom Kontrapunkt bin ich nicht gekommen. Überhaupt war das Konservatorium nicht mein Ding. Ich war schon 25 und einiges älter als meine Mitstudenten, aber auch die Tonbildung beim klassischen Saxophon behagte mir nicht. In der Klassik hat das Saxophon immer gleich langweilig zu tönen - wie eine Geige mit dem immer selben Vibrato. That was only for one year. I didn't get much further than counterpoint. It just wasn't my thing. At 25 I was already older than many of the other students. And as well I didn't like the «classical» sound of the saxophon. In classical music the saxophon always sounded boring to me, - In classical music the saxophon allways has to sound the same way; like a violin always playing with the same vibrato. Boring.

Sie wollten freier sein? You wanted to be freer?

Unbedingt. Mit dem Abbruch des Gymnasiums habe ich bewusst ein Leben in der Kunst ohne finanziell absichernden Hinterausgang gewählt. Ich bin Autodidakt und habe von Anfang an frei gespielt, seit ich mir mit 19 von meinem ersten Lohn als Securitaswächter mein erstes Saxophon gekauft habe. Sure. I quit school with the idea living as an artist without having a secure income. I am self-taught and have always played free - since I bought my first saxophon at 19 with money from my first job as a security guarde.

Saxophon war Ihr Wunschinstrument? Did you always want to play the saxophone?

Als Jugendlicher wollte ich Querflöte lernen, aber man hat mir das von zu Hause aus nicht erlaubt. Dieser Wunsch ging vergessen, jedoch nicht der Drang, Musik zu machen. Mir ist allerdings selber nicht klar, warum ich mich gerade für ein Sopransaxophon entschieden habe, eine tschechische Occasine übrigens, zum Preis von 300 Franken. Für einen Anfänger ist das Sopransaxophon nicht leicht zu spielen und mit einem Instrument, das aussieht, wie eine Blechklarinette, kann man sich bei Kollegen ja auch weniger profilieren, als mit einem schön geschwungenen Saxophon. Zudem dürfte es besonders schwierig sein, wenn man sich gleich zu Beginn frei improvisierend zu behaupten sucht. Das hat mir mein Lehrer am Konservatorium sogar vorgeworfen. Man müsse zuerst das Instrument beherrschen und dann via Blues, Swing, Jazz und Bebop sozusagen den Coltraneweg absolvieren, bevor man sich daran wagen dürfe, das Gelernte aufzubrechen. Die freie Improvisation sei die Krönung der Musik. When I was young I wanted to play the flute, but my parents didn't allowed me to play an intrument. The desire to learn the flute passed, but not the desire to make music. I am not sure though why I decided to take up the soprano saxophone. My first instrument was a used Czech saxophone which cost 300 Francs. Soprano saxophone is not easy for a beginner to play and with an instrument that looks like a brass clarinet you carry a lower profile than you would with a beatiful curved alto or tenor sax. Not to mention beginning as a free improviser being difficult enough as I was reproached by my teacher at the conservatory about this. First you have to learn the instrument and after you have learned to play blues, swing, jazz and bebop, somewhat the way Coltrane did, then you can wei breaking with tradition and start free improvising. Free improvisisation is the pinnacle of playing music.

Sie haben sie an die Basis Ihrer Musikerlaufbahn gestellt. Wer waren damals Ihre Lehrer in der Praxis? Free improvisation has become the basis for your musical career. Who were your teachers?

Das Leben, und Musiker wie der Pianist Urs Voerkel, und der Bassist Peter K. Frey, mit denen ich von 1978 bis 1982 im Trio «TIEGEL » zusammen gespielt habe. Mit ihnen habe ich meinen Horizont in der freien Improvisation erweiterte. Oder Lindsay L. Cooper, der erste Bassist meiner Band «DAY & TAXI». Als alter Jazzer war er geradezu besessen darauf, zu spielen, und immer bereit, zu proben, was wir sehr oft auch getan haben. Er hat mir die Spielfreude vermittelt, und den Umgang mit der freien Improvisation, die in einem Jazzidiom eingebettet ist. Und der Sopransaxophonist Steve Lacy, mit dem ich viele Gespräche über Musik geführt habe, hatte mich darin bestärkt, meinen eigenen Weg zu suchen. Life itself, and musicians like pianist Urs Voerkel and the bassist Peter K.Frey. I played with them from 1978 to 1982 with the Trio «TIEGEL». They helped me expand my horizons as a free improviser. Or Lindsay L.Cooper the first bassist of «DAY & TAXI». As an old jazzman he was crazy about playing and was always ready to practice, which we did a lot of. He showed me the joy of playing and improvising freely in a jazz idiom. And the soprano saxophonist Steve Lacy, with whom I talked a lot about music and who gave me strength and encouragement to go my own way.

Was macht den Reiz beim freien Improvisieren aus? What turns you on about free improvising?

Vielleicht das Erlebnis, was dabei alles entstehen kann. Man wirft sich ins kalte Wasser, agiert zusammen mit den Mitmusikern im Moment und erzeugt so spontan Sound. «Instant Composing» wird das genannt. Nicht zu wissen, wohin dabei die Reise geht, kann etwas sehr Tolles sein, aber auch sehr unbefriedigend werden. Mir jedenfalls wurde es manchmal zu beliebig. So begann ich Mitte der 80-er Jahre, in meine Improvisationen komponierte Parts einzuweben, weil sie mir so klar erschienen, dass ich sie festhalten wollte, und ich fing auch an, ganze Stücke zu komponieren. The adventure is never to know where we will end up. It's like jumping into cold water together with other musicians - we react to one another and come up spontaneously with sounds. It's called "Instant Composing". Not knowing where everything will lead to can be wonderful, but also very unsatisfying. For me it become sometimes too indecisive, too open - everything goes. That's how I began in the mid-80ies weaving composed fragments that were so clear to me; and then I began to write whole pieces.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen freier Improvisation und Freejazz? What is the difference between free improvisation and free jazz?

Freejazz hat als Hintergrund die ganze Geschichte des Jazz und ist eigentlich eine Powermusik, die mehrheitlich von afroamerikanischen Musikern ausging und auch einen starken politischen Bezug hatte und immer noch hat. Die freie Improvisation dagegen bezieht ihre Ästhetik mehr aus der westlichen Klassik, insbesondere aus der Neuen Musik. Beim freien Improvisieren begibt man sich auf eine noch höhere Abstraktionsebene. Freejazz is based on the entire history of jazz - actually it's sort of powerful music, more from Afro-American musicians and even today, carrying a strong political message. Free improvisation has more aesthetically from western classical music, in particular the contempory music. When you are free improvising you have a higher level of abstraction.

Von der Sie Mitte der 80-er Jahre wieder herunter kamen, wie Sie sagen. Hat diese Wende einen konkreten Auslöser? You came down from this level in the mid-80ies. Did something happen to bring about this change?

Vielleicht, als ich 1987 in Basel den Aktionskunstpreis bekam. Daraus entstand eine Zusammenarbeit mit dem Künstler Beat Streuli, eine Art Performance, für die ich die Musik schrieb und Beat Streuli Dia-Projektionen konzipierte. Unter dem Titel «certainty sympathy» wurde diese Performance in der Basler Kunsthalle uraufgeführt. Musikalisch war es über 45 Minuten eine Aneinanderreihung von 75 Teilen, bestehend aus ausnotierten Miniaturen, freien Improvisationen, Patterns und gesampelten Alltagsgeräuschen, wobei wir analoge und digitale Elektronik (Ernst Thoma, später Matthew Ostrowski) einsetzten. Auch ein Cello (Alfred Zimmerlin) spielte mit. Man könnte diese Arbeit als Roadmovie bezeichnen. Ich montiere meine Stücke oft zu einer CD, wie ein Regisseur einen Film. Die CD «Mösiöblö, à Robert Filliou» 2001 zum Beispiel ist ganz klar auch wieder ein Soundtrack. Maybe the fact that in 1987 in Basel I won a performance performing arts award. The result of which was to work with the artist Beat Streuli, on an art performance. I did the music and he did the visual slides. This performance was called «certainty sympathy» and had its first showing at the «Kunsthalle Basel». The music consisted of 75 parts with notated miniatures, free improvisations, patterns and sound from daily life, we also used analog and digital electronics (Ernst Thoma, later Matthew Ostrowski). It was 45 minutes long and included a cello (Alfred Zimmerlin). You could call it a road movie. I often put together my CD with pieces like a movie director does with scenes to a film. The CD «Mösiöblö, à Robert Filliou» from 2001 for example is clearly a film soundtrack as well.

Hat umgekehrt schon jemand daran gedacht, Ihre Musik als Grundlage für einen Film zu nehmen? The other way round, has anyone thought about using your music as a basis for a film?

Bisher nicht, aber das könnte sehr spannend werden. Until now, not yet. But that could be very exciting.

Ihr Label «Percaso» zeichnet sich auch dadurch aus, dass Sie Künstler dazu anregen, die Covers zu gestalten. Woher kommt dieses Flair für die bildende Kunst? Your label "Percaso" stands out because you are always able to encourage artists to design your covers. Where does this artistic flair come from?

In der Kunstszene habe ich mich immer wohler gefühlt, als in der Musikerszene. Ursprünglich wollte ich ja Maler werden. Deshalb schrieb ich mich mit 20 an der Kunsthochschule Basel ein. Auf den Percaso-Covers sind jeweils Werke von Künstlern zu sehen, deren Arbeit mir ausgesprochen gut gefällt. Die Gestaltung der Covers übernimmt die Dänische Grafidesignerin Anne Hoffmann, die «Ms percaso 50%» ist. I have always felt more comfortable in the art scene than in the music scene. I actually wanted to become a painter originally. That's why at the age of 20 I entered the «Basel School of Art». On the «Percaso»-Covers you can see art by artists whose work I especially like. The design of the covers is done by the Danish graphic designer, Anne Hoffmann, «Ms percaso 50%».

Sie malen jetzt nicht mit dem Pinsel sondern mit dem Saxophon? You do your painting with a saxophon now?

Das würde mir natürlich schmeicheln, da ich gerne vom Abstrakten und Bildhaften in der Musik rede. Mag sein, dass meine Miniaturen, die keine Improvisationen enthalten und die ich Postkarten nenne, eine Art Bilder sind. Vielleicht verwirkliche ich meinen Traum, Maler zu sein, auch in den Soloauftritten. That would be a compliment, because I enjoy talking about abstraction and pictures in music. Maybe my miniatures which do not contain improvisations and which I call postcards are a kind of painting. Maybe I am able to realize my dream of being a painter with my solo performances too.

Weil Sie dann von niemandem abhängig sind? Because you are not dependent on anyone?

In einer Band von Musikerpersönlichkeiten entstehen Reibungsflächen. Das ist spannend, und ich mache auch gerne mit anderen zusammen Musik. Aber in der Band bin ich auf das Urvertrauen zu meiner Rhythmusgruppe angewiesen. Allein kann ich am klarsten, am deutlichsten spielen. Deshalb interessieren mich auch Soloauftritte. Ich stelle dann ein Programm von ausgeschrieben Stücken zusammen, Kürzeln, Schnörkeln, improvisiere wenig und konzentriere mich ganz auf den Vortrag, die Interpretation. In a band with different musical personalities there are always some sources of friction. That can be exciting, and I enjoy working with other musicians. But with the band, I have to be able to trust the rhythm section implicitly. I play most clearly and distinctly when I am alone. That's why I like solo gigs too . I prepare a program with various pieces written down, shorties, squiggles, with very little improvising and I concentrate totally on the performance - the interpretation.

Empfinden Sie auch eine Wesensverwandtschaft zur Literatur? Do you have a special affinity to literature?

Der Dichter Kurt Aebli ist einer meiner besten Freunde. Ich bin ein Lyrikfan. The poet Kurt Aebli is one of my best friends. I love lyrics.

Vertonen Sie seine Gedichte? Do you write music to his poetry?

Unter anderem. Seit etwas zwei Jahren habe ich mir ein Konzept zurechtgelegt. Ich vertone jeden Tag ein Gedicht. Neben all den anderen Arbeiten, die ich zu erledigen habe, nehme ich mir so Zeit für mich. Wie ein Schreiner, der am Abend den Tisch sieht, den er gezimmert hat, weiß ich dann, dass mein Tag nicht einfach vorüber gegangen ist. Among others. About two year ago I began working with a new concept. Everyday I write music to a poem. Aside from everything else I do, that's time for me. Like a carpenter looking at the table he created that day, I know that my day has not been forloren after my work is done.

Führen sie mit diesen Vertonungen eine Art Tagebuch, das Sie sich zwischen durch auch anhören? Are you making a form of musical diary with these pieces, occasionally to go back and listen to?

Ich höre mir das nie gesamthart an. Aber ich übertrage die Kompositionen in den Computer. Insofern entsteht daraus ein Tagebuch, ein Stimmungsmesser dafür, wie ich mich jeweils fühle. Wobei ich jede Vertonung gelten lasse, ob sie nun schlecht, mittelmäßig oder gut ist. Diese Gedichtvertonungen sind immer für eine Kerngruppe geschrieben, für Mezzosopran, Cello und ein Sopransaxophon, das auch eine Klarinette sein darf. Manchmal kommt eine Flöte dazu, manchmal ein Bass, manchmal eine Trompete, manchmal wird daraus sogar ein Oktett, meist aber bleibt es beim Trio. Zu diesem Konzept gehört auch, dass ich für eine Komposition selten mehr als eine Stunde einsetze. Und ich arbeite nur mit den Tasten, die das Klavier hat, also nicht mit Mikrotönen oder Geräuschen. I never listen to the whole collection. But I put all of these pieces into the computer. I guess that's a form of diary - which reflects my moods, how I felt at the time. However I accept every piece for what it is, whether bad, average or good. These musical poems are always written for a core group; mezzo-soprano, cello and soprano sax which also could become a clarinet. Sometimes I add a flute or a bass or a trumpet, even to become an octet. But usually they are for trio. I also allow myself about one hour to do this, and use only the notes, the piano offers - no microtones or other sounds.

Sie beschränken sich generell beim Komponieren? Then you impose restrictions on yourself, when you are writing?

Einem Komponisten stehen heute die verschiedensten Ästhetiken und laufend neue technischen Hilfsmittel zur Auswahl. Irgendwann muss man sich als Künstler entscheiden. Ich habe schon seit längerer Zeit beschlossen, akustisch und nicht elektronisch zu arbeiten, aber ich bin da nicht dogmatisch. Es interessiert mich auch überhaupt nicht mehr, ein Instrument bis an seine Grenzen auszuloten. Virtuosität lässt sich genauso gut in der Tonbildung, im Sound entfalten. Composers today have a variety of aesthetical and technical means at their disposal. At some point the artist has to decide. I decided many years ago to work acoustically and not electronically, although I am not dogmatic about this. I'm not interested anymore in finding out what limits an instrument can be used for. One can also bring out virtuosity through tones and sound.

Und der Sound Ihres Instrument entspricht Ihren musikalischen Intentionen am besten? Then your instrument provides you with the sounds to best express yourself musically?

Ja, unter allen Saxophonen mag ich das Sopran besonders. Es ist ein strenges, sprödes Instrument. Mit ihm kann ich rein akustisch alles ausdrücken, was ich will. I like the soprano saxophone the best. It's a strong, brittle instrument. I can express acoustically what I want with it.

Hat Sie das Konzept des Minimalismus immer schon interessiert? Was minimalism a concept that always interested you?

Ja. Mein erstes Percaso-Album «Rauschende Natur» von 1986 ist eine Kassette mit repetitiven Vierteltonmustern für Saxophon solo. Und meine erste Soloplatte «Fishland», ebenfalls 1986 erschienen, ist ein Konzeptalbum, wenn man so will. Dort findet man bereits ein Stück mit einem minimalistischen Ansatz, indem ich versuche, mit Hilfe von nur einem, für den Bluessaxophonisten typischen musikalischen Grundelement, einen ganzen Blues zu suggerieren. Yes. My first «Percaso»-album «Rauschende Natur» from 1986 is a cassette with repetitive four tone-patterns for solo saxophone. And my first solo LP «Fishland» also from 1986, is a «concept-album». On this album there is one piece with a minimalistic approach. I am trying to suggest a complete blues with the help of only one basic element used by Blues saxophonists.

Reizt es Sie besonders aus Wenigem Neues zu machen? Is that a kick - to make something out of very little?

Ich versuche durchaus, jede meiner Gedichtvertonungen anders anzulegen. In diesem Sinn lote ich jeden Tag meine eigenen Grenzen als Komponist aus. Aber primär geht es mir überhaupt nicht mehr darum, innovativ zu sein. Wird meine Musik trotzdem als innovativ beurteilt, stört mich das aber auch nicht. Früher habe ich versucht, mich über das Spiel zu definieren und etwas besonderes zu sein, wie das viele Junge tun. I try to make every tone poem a little different. In that way I expand my limits as a composer every day. But my main goal is not just to be innovative anymore. Although it doesn't bother me to hear "innovative" used to describe my music. When I was younger I tried to define myself through my playing and tried to stand out, as many young musicians do.

Verfolgen Sie noch, was die jüngere Generation beschäftigt? Are you following what today's younger generation is doing?

Zum Teil, wobei ich die interessantesten Musiker im Moment nicht im Jazz, sondern eher in der elektronischen Musik oder im Pop finde. Die jungen Jazzer beherrschen doch ihre Instrumente phantastisch gut und haben alle Standards drauf. Künstler oder Musiker zu werden ist heute gesellschaftlich anerkannt und in jeder grösseren Stadt gibt es Jazzschulen. Alles ist lernbar, kontrollierbar, messbar geworden. Handwerklich sind die Jungen also alle top. Sie spielen besser als Charlie Parker, aber mir ist nicht immer klar, was sie selber als Musiker zu sagen haben. Partly, although I find the most interesting musicians coming from the electronic music scene or pop at the moment. The young jazz musicians can really play their instruments and have got all the standards down pat. Artists and musicians are gaining recognition everywhere and every big city has a jazz school these days. One can learn, control and evaluate everything. All of these guys are technically tops - they can play better than Charlie Parker, however I am not allways sure what they themselves have to say as musicians.

Um was geht es Ihnen? What's important to you?

Um die Frage, was sich mit Musik transportieren lässt, was Musik auslösen kann. Genügt meine Senderkapazität? Was ist die Ideallinie einer Melodie? Wieviel kann ich bei einem Stück weglassen damit dennoch eine veritable Komposition übrig bleibt? Ich beschäftige mich heute viel mehr mit der Musik an sich, mit Kleinstformen zum Beispiel, wie auf dieser CD, die vielleicht nur eine Minute dauern und eine einfache oder gar keine Geschichte erzählen. For me it's important to answer the question: What can you express with music - what can you arouse? Am I strong enough to realize this? What should the ideal line of a melody be. How much from a piece can I leave out and still have a real composition left. I am more concerned today about music itself, with the smallest forms for example, like on this CD. Some pieces may be only a minute long and may tell a simple story, or even no story.

Das heisst, wir können damit rechnen, dass Sie dereinst auch einen Blues schreiben? Dann hätten Sie den Coltraneweg in umgekehrter Richtung durchlebt. That means, we can assume that you will also be writing a blues some day? Then you would have experienced the Coltrane way the other way round. Warum nicht.

Wenn man älter wird, fragt man sich als Musiker, bildender Künstler oder Literat durchaus, ob man rückwärts gewandt sei. Was ist aus all den Leuten geworden, die früher innovativ, jung und wild waren? Sind sie zur Ruhe gekommen, oder müde und ausgebrannt, oder sind sie nach wie vor hellwach, aber in sich gekehrt? Why not. As one gets older, you ask yourself as a musician or artist or writer if you are looking back, back to the past? What became of those people who earlier were innovative, young and wild? Have they stopped, are they burned out or tired, or like before wide-awake, but introspective?

Vielleicht versuchen sie, zum Wesentlichen vorzudringen? Maybe they are trying to get to the essence?

Mag sein. Wobei es unerheblich ist, ob man nur rückwärts schaut, oder sich auf Spurensuche nach dem Wesentlichen befindet. Man gerät immer schnell ins Abseits, wenn man nicht die neuen Tendenzen und Stilmittel aufgreift und sich so das Etikett der Aktualität anhängt. Ein Vordringen zum Wesentlichen ist jedoch nicht abhängig von den Stilmitteln. Could be. Although it's insignificant whether one looks only to the past or is bent on finding ways to get to the essence. One is quick to slide into the rough, should one neglect the current etiquett connected to the new tendencies and styles. But to get to the essence does not depend on styles or methods.

Interview: André Behr, Zurich Translated by Brian Agro and Matthias Wegner, Berlin

 

Reviews

RADIO MAGAZIN, BEAT BLASER

Am diesjährigen Schaffhausener Jazzfestival sorgte Christoph Gallio mit seinen Kollegen für einen Höhepunkt. DAY & TAXI nennt Gallio sein Trio, das seit gut fünfzehn Jahren in wechselnden Besetzungen besteht. Aktuelle Partner sind der Bassist Daniel Studer und der Schlagzeuger Marco Käppeli. Aber wer auch immer mitspielt – Gallio drückt seiner Band den Stempel auf. Er schreibt alle Kompositionen, und sein Saxophon-Sound bestimmt das Klangbild. Christoph Gallio hat mannigfache musikalische Beziehungen nach Japan, und das ist seiner Musik anzumerken. Seine Kompositionen haben die Strenge von Haikus, mit ein paar wenigen Tönen vermag er eine Geschichte zu erzählen. Und so karg und lakonisch Gallio komponiert, so improvisiert er auch über seine Vorlagen. Da ist nichts zu viel, er spielt lieber zwei Töne weniger als einen mehr, bleibt immer dicht an der thematischen Vorgabe und lässt sie in neuem Licht erscheinen. Im kraftvollen Bassisten Daniel Studer und im wunderbaren und bei aller Freiheit immer swingenden Schlagzeuger Marco Käppeli hat Christoph Gallio zwei Partner, die seine Intentionen kompetent mittragen. DAY & TAXI spielt eine mönchisch strenge und trotzdem lebendig sinnliche Musik fern von jedem Klischee und jeder Beliebigkeit. Eine stille Sensation. 

BAD ALCHEMY, RIGOBERT DITTMANN

Mit Daniel Studer am Kontrabass und Marco Käppeli am Schlagzeug hat der Soprano- & Altosaxophonist Christoph Gallio diesmal eine komplett neue Rhythmusgruppe, eine Veränderung, die einen freieren Umgang mit seinen Kompositionen zur Folge hat. Das 'Private' an den neuen Einspielungen ist, dass es sich weitgehend um Widmungs- und In Memoriam-Stücke, Wedding und Party Songs handelt für Freunde, Kollegen oder Mentoren. Gallios Kunst des Weglassens und seine Vorliebe für Kleinstformen führte dabei sogar zu fünf (von dreizehn) Miniaturen - Gallio nennt sie «Postkarten» -, die weniger als zwei Minuten dauern. Seine Affinitäten zur Neuen Musik, zur zeitgenössischen Kunst und zur modernen Lyrik lässt er bewusst Einfluss nehmen auf das Abstraktionsniveau seiner Musik, aber nie so, dass darunter die swingende, tänzelnde Schwerelosigkeit leidet oder ihr 'Gebrauchswert'. Den versucht er zu erhöhen weniger durch Virtuosität oder Innovation als durch die Konzentration auf das, was wesentlich ist., um «eine einfache oder gar keine Geschichte» zu erzählen. Dafür taugt ihm der strenge, spröde Ton des Sopran am besten, mit dem er die «Ideallinie einer Melodie» zu finden sucht. Mir kommen für Gallios Sonderweg am ehesten noch Lacy und Giuffre in den Sinn und das Wort >Sophistication<, worunter ich die Form von 'Wissenserotik' verstehe, die sich in vollkommen sinnlicher Selbstverständlichkeit zeigt - wie in den Sätzen von William Gaddis oder im Gesicht von Katherine Hepburn. 

JAZZ, JOHANNES ANDERS

Das seit langem existierenden Trio <day &="" taxi=""> des Sopran- und Altsaxophonisten Christoph Gallio war in der neuen Besetzung mit Daniel Studer, b, und Marco Käppeli, dr, eine der schweizer Gruppen beim letzten Schaffhauser Jazzfestival, die trotz ihres kompositorisch höchst anstpruchsvollen Spielkonzepts wohl am meisten positive Kritiken auszulösen vermochte. Da war von einem "erfrischenden Auftritt" die Rede, der "im Zeichen einer Ästhetik" stand, "die ihre Brisanz aus der klugen Montage von Gegensätzen bezog: Abstrakte Verknappung traf auf expressive Freizügigkeit" (Aargauer Zeitung). "Voll zu überzeugen und zu fesseln verstand vor allem der Saxophonist und Komponist Christoph Gallio (...); fernab des Mainstream bewegtv sichndieser verspielte Geschichtenerzähler (...), mal wild und ekstatisch, mal eher nachdenklich, aber immer emotionsgeladen", las man in der NZZ, und für das RadioMagazin spielt das Trio "eine mönchisch strenge und trotzdem lebendig sinnliche Musik (...)". für den Tages-Anzeiger schliesslich war der Auftritt (...) "ein begeisterndes Set (...), ein Höhepunkt des Festivals überhaupt". Wer das Schaffhauser Konzert verpasst hat, findet in der vorliegenden CD den Beweis für das positive Echo. 

ALL-MUSIC GUIDE, FRANÇOIS COUTURE

Recorded in late 2001, «Private» starts a new chapter in the life of Christoph Gallio's trio. For this fourth album, bassist Dominique Girod and drummer Dieter Ulrich have been replaced by Daniel Studer and Marco Käppeli. And you will notice the difference. This revamped line-up is meaner and hits harder. Gallio's writing has evolved accordingly. It still shows a desire for restraint, but restraint doesn't mean you can't show your teeth. «Private» packs 13 pieces within under 50 minutes, a blend of developed compositions in the four-to-seven minutes range and a handful of short statements reminiscent of Gallio's solo album «Mösiöblö». The saxophonist still squeezes out of his soprano a few elegant melodies, but «Walter & Claudia», «Save», even «Ann's Wedding Song» get dirty and delightfully jerky. Studer's plucked lines boom out of the speakers, Käppeli manages to keep the basic rhythmic motif simple (a defining character of the group's music) while adding flourishes outside the beat. And Gallio's Lacy-esque grace makes way a few times to a much more urgent tone (in «Walter & Claudia», again). The music also leaves room for more free improvisation, as in «Quiet Days» where Studer whips out his bow to create scratchy textures. There was an element of repetition between 1998's «About» and 1999's «Less and More». «Private» succeeds in breaking away from that incarnation of the trio while staying true to its spirit. 

JAZZ WEEKLY, KEN WAXMAN

Differences that exist between these two saxophone-bass-and-drums sessions hinge less on the fact that one trio is Swiss and one American (Bassist Mark Helias' Open Loose trio), than the comparisons extant from a working group and a newly constituted one. Guiding force behind Day & Taxi -- which despite the name always has three members -- is Swiss saxophonist Christoph Gallio, who composed the 13 pieces here. Over the past 15 years the soprano and alto saxophonist has worked with various rhythm teams and PRIVATE is the first CD featuring new partners, bassist Daniel Studer and drummer Marco Käppeli.... Leaving North America for Europe, Gallio is someone who says he's more comfortable in the art scene than the music scene and has close affinity for Continental literature. Here, he has as many dedications for his minimalist tone poems as Ken Vandermark has for his tunes. Although he has worked with Americans like bassist William Parker and drummer, Rashied Ali, plus Brits like bassist Lindsay Cooper, most of the reedist's dedications and his orientation is decidedly non-Anglo-American. In terms of comfort level, his wispy Paul Desmond-like alto playing is pretty nondescript, he's much more individualistic on his tart, Steve Lacy-influenced soprano sax. Paradoxically, the tunes, ranging from a mere 38 seconds to nearly eight minutes long, are both more experimental than Open Loose's yet more constrained. But perhaps that's the Swiss way. For example, "Quiet Days", which despite its title is one of the more probing numbers here, finds Gallio expansively furrowing a line more lower-pitched than anything Lacy would imagine, and seeding it with tongue slaps and reed peeps. Studer, who also is part of band that reconstructs standards, slashes at his bass strings, with his bow, while Käppeli, who has also played with countrymen like reedist Hans Koch and cellist Martin Schütz, resorts to rim shots and the clink of his sticks against the side of his drums. In great contrast, "Laetitia Pop-Corn", a serpentine, Monk-like melody, was commissioned by a Sicilian label owner for a CD sampler and is dedicated to Swiss porn queen Laetita. Likely using a harder-than-usual reed, Gallio has an onanistic a cappella solos where he trills his ideas until the bowed bass pumps out a suggestion of "It Don't Mean A Thing..." Studer, who spent nearly 15 years in Rome playing in anarchistic trombonist Giancarlo Schiaffini's quintet ,would likely appreciate this un-Swiss-like humor, as would Käppeli, who has written music for films and theatre and worked as an actor. A memorial to a bassist-friend who killed himself, "Lament for Matthias" is suitably sombre, built on disconnected drumbeats, wavering alto line and squeals from the bowed bass. Then there's "A Postcard for Andreas" and "Save", two relaxed tone poems alive with the sort of undulating syncopation Helias sometimes creates as well. The second finds Gallio altering his elongated held tone with a bit of spetrofluctuation, smearing out notes in false registers so that its tone begins to resemble that of a taragato. Käppeli's rhythms on the offbeat add to this Eastern European cast. The first piece finds the rhythm section initially and metaphorically operating like the caricature of a Swiss pharmaceutical concern under laboratory conditions, with the bassist examining his strings one at a time and the drummer carefully positioning his snare work. It takes the bouncy theme, reprised a few times, to break the serious mood. Finally "Ann's Wedding Song" is a joyous ballad using prominent, Latin American-like timbales and a clave pattern, while the bassist tries out a montuno beat. Absorbing Cuban inflections, the reedist plays higher than usual, expresses his emotion with double tonguing and false fingering. Two trio trysts: each different, each unique and both enjoyable. 

CADENCE, FRANK RUBOLINO

DAY & TAXI has been a distinguished improvising unit for over 15 years, and for most of that time, soprano and alto saxophonist Gallio was joined by drummer Dieter Ulrich and either bassist Lindsay L. Cooper or Dominique Girod. In 2001, Gallio rekindled the concepts of the trio , which now features bassist Studer and drummer Käppeli. The music of this version of DAY & TAXI is dotted with angularity and keen incisiveness. Gallio alternates between connected phraseology and abrupt terseness, keeping the music in an ever-changing mode. He barks out sharp retorts on the stright horn and than glides easely into longer- formed lines of unstructured speech. The soprano selections are marked with acuteness. Gallio burrows deeply into the marrow of the compositions and rattles around the bone to produce music with chilling vibratos. The strident voice of the soprano dominates the soundscape with the eerie tonality.

On alto, Gallio takes a similar approach. The upper register is used extensively to cite his case. After short introductory theme statements, he reaches liftoff and spews out barbed phrases that mesh into a unified freeform statement. Studer and Käppeli aid and abet this push to the extremes. Studer sets up a rhythmic fabric around which Gallio carves his thick slices of meaty improvisations. Studer typically constructs a minitune on bass to give the spacecraft stability on its long flights into the unknown. In the arco mode, such as on "Laetitia Pop-Corn", Studer adopts the obliquity that characterizes Gallio's playing in opposition with his more fluid pizzicato playing. Similarly, Käppeli sets up a foundation of regulated drum cadence in contrast to the flights of fancy taken by Gallio. He gives pronounced emphasis to the session by jabbing and sparring with the other two. His short, unstructured drum sequences are repeated to become the jet fuel for orbiting. Gallio remains true to his improvising muse with this version of DAY & TAXI. The selections are not overly long, but Gallio and the trio transdform each piece into a fully developed movement of an elongated suite. the pronounced freeform dissertations of this trio, while having stark density, resolve into a unified mass displaying an unpredictable element of warmth. 

KATHODIK.IT, ETERO GENIO

Coloro che avevano amato quello splendido bozzetto che apriva "About" - titolo: Dior - avranno di che essere soddisfatti dato che ben cinque brani, dei tredici che compongono questo nuovo CD, raccolgono quell'eredità, mantenendosi su una durata al di sotto dei due minuti, e ne ripropongono il fragile e cristallino poetare. Il sassofonista Christoph Gallio, leader del gruppo, spiega ciò come conseguenza di una vita molto parcellizata (manager di se stesso, discografico, produttore, insegnante e, naturalmente, strumentista) ma anche come scelta attitudinale... dal momento che lui non è certo tipo da scrivere sinfonie. Fa piacere ritrovare il gruppo, a dispetto dei molti cambiamenti avvenuti al suo interno, nella solita splendida forma. I Day & Taxi, ad eccezione del leader, si ripresentano infatti con una formazione completamente rinnovata e i due nuovi componenti, Daniel Studer al contrabbasso e Marco Käppeli, spostano l'epicentro in una dimensione lievemente più sperimentale, dal momento che il primo sembra più propenso, rispetto al suo predecessore, a spingersi verso forme improvvisate ti tipo non jazzistico mentre il secondo porta una maggior grinta che si manifesta in una propulsione più brusca e più robusta al tempo stesso. Il confronto fra la vecchia e la nuova formazione può essere agevolmente fatto dal momento che il CD contiene un'altra versione di Laetitia Pop-Corn , il brano che la passata line-up aveva registrato per la compilation "Atomic Milk Throwers" pubblicata da Snowdonia. Oltre a questo, e ai cinque bozzetti di cui abbiamo detto ( Chie, Walter & Claudia, 101, Emilio's Party Song e Yohji ), i titoli più fenomenali sono Peter Zorro H , dalla struttura armonica molto new thing, A Postcard For Andreas , dai connotati singolarmente rarefatti, Save e Quiet Days, dalla struttura spigolosa memore di Coleman, Braxton e Lacy, Ann's Wedding Song , con una serrata sequenza dai colori continuamente cangianti che a un certo punto sembra citare "West Side Story", Lament For Matthias , un poetico ricordo del musicista svizzero Matthias Burkhardt morto nel 1990 a soli 30 anni, Tea For D , una splendida melodia dal gusto popolare dedicata all'ex batterista del gruppo Dieter Ulrich... oooops, mi rendo conto di aver citato praticamente tutto. Christoph Gallio è un musicista parco, lontano da mode e tendenze, il cui linguaggio e la cui poetica sono sufficientemente personali e in grado di farsi apprezzare da un pubblico ristretto ma fedele. La sua forza sta proprio nella moderazione del linguaggio e nel riuscire a esprimersi, pur senza lanciarsi in torride avventure sperimentali, con una freschezza che in molti dovrebbero invidiargli. Bentornato! 

JAZZOSPHÈRE, SABINE MOIG

Certains ont peut dire: “DAY & TAXI est Christoph Gallio et Christoph Gallio est DAY & TAXI“. Formé il y aplus de quinze ans, ce trio représente sans aucun doute la formation du saxophoniste qui lui permet le mieux d‘essayer, d‘expérimenter, de triturer les sons et de s‘adonner ä ses envies musicales les plus libres.

Private a été enregistré en 2001 à Zurique avec le contrebassiste Daniel Studer et le batteur Marco Käppeli. L‘album regroupe des compositions écrites par Christoph Gallio, le plus souvent en dédicace de personnes qui ont été importantes pour lui. La musique se fait ainsi attentiste, souvenir, jeu en mémoire; les pièces semblent en quête d‘une histoire commune à réécrire ou à retranscrire avec les émotions d‘aujourdhui. Les compositions sont, pour certaines, relativement brèves mais elles livrent en quelque instants toute la substance et l‘essentiel d‘une rencontre. Un album-trace qui laisse beaucoup de place aux silences évocateurs, aux notes en attente: l‘économie se révélant parfois plus parlante que des discours stéréotypés et répétés inlassablement. 

BÜNDNER TAGBLATT, DOMENIC BUCHLI

Mit einer weiteren Jazz-Produktion wartet Jazz-Saxophonist Christoph Gallio auf. Er ist Gott sei Dank ein besonderer Mensch in der Jazzlandschaft. Seit 1986 betreibt er im Einmannbetrieb sein Label «Percaso», und was da in bisher neunzehn Produktionen herausgekommen ist, sind musikalische Kleinode und damit unschätzbare zeitlose Tondokumente. Eigennutz an seinem Label hat hat Gallio darin, dass er produzieren kann, was seinen Vorlieben entspricht. «Private» nennt er seine 20. Einspielung und ist wie lange nicht mehr jazzig, um das mal sehr oberflächlich festzuhalten. Seine Nähe zum amerikanischen Sopransaxophonisten Steve Lacy ist gewollt spürbar. Doch Vergleiche der Trioformation Lacys mit derjenigen von DAY & TAXI auf «Private» ziehen zu wollen, scheitern kläglich. Gallio, Daniel Studer am Bass und Schlagzeuger Marco Käppeli finden mehr die Seelenverwandtschaft zum lange Zeit in Paris lebenden Lacy. Er geht auf « Private» zur Sache und diese Sache ist die Reduktion auf den Kern der Aussage: Man zeigt Emozionen, was bei Christoph Gallio was heissen will.