LIVE IN SHENZHEN, SHANGHAI AND TAIPEI

2005, percaso production LP 22 // 6 Tracks // 35:56
Musicians Christoph Gallio alto & soprano sax // Christian Weber bass // Marco Käppeli drums // Production notes All copositions are by Christoph Gallio (exept traditional Lun Hua Hua) // Recorded live by DAY & TAXI (exept the concert at the Living Room in Taipei which was recorded by Corbett Wall and the recording at the Taipei National University Concert Hall) March 22nd, 2005 at JZ Club in Shanghai, P.R.China March 29th, 2005 at True Color Club in Shenzhen, P.R.China April 1st, 2005 at National University Concert Hall in Taipei, Taiwan R.O.C. April 2nd, 2005 at Living Room in Taipei, Taiwan R.O.C. // Edited by Christoph Gallio and Christian Weber  // Postproduction and mastered by Christian Weber // Photos inside by Irene Huang and Christoph Gallio // Graphic design by Anne Hoffmann // Cover art by Ai Weiwei

Samples

  1. LUN HUA HUA (traditional) p
  2. VALI IMPORT (für Valentin Hauri) p
  3. PETER ZORRO H (für Peter Z Herzog) p
  4. LOVE (für Susanna Wittwer) p

Reviews

BAD ALCHEMY, RIGOBERT DITTMANN

DAY & TAXI Live in Shenzhen, Shanghai and Taipei (Percaso Production, percaso 22, LP): Der Alto- & Sopranosaxophonist Christoph Gallio war mit seinem Trio, das seit 2004 mit dem Bassisten Christian Weber und dem Drummer Marco Käppeli besetzt ist, immer schon reiselustig - Russland (1993, 2000), Baltikum (1993), Kanada (1994, 1998), U.S.A. (1998), Japan (2001). Im März/April 2005 brachten die drei Schweizer dann sogar Taiwan und die Volksrepuplik China zumindest musikalisch unter einen Hut. Etwas kokett, was durch die Vinyledition noch betont wird, zeigen sie nun akustische Schnappschüsse von diesem Trip. Hört her, Day & Taxi im Living Room und der National University Concert Hall in Taipei, im JZ Club in Shanghai, im True Color Club in Shenzhen. Andererseits, da mag Konfuzius noch so sehr die Stirn runzeln, spricht Gallio mit seinem Lacy-esken Cool-Jazz-Pidgin eine derart attraktive und elegante Weltsprache, dass die Vorstellung, sie tatsächlich in einem fernen, wenn nicht völlig fremden, so doch weitgehend unvertrauten Kontext auszuprobieren, zu verlockend war, um sie nicht zu realisieren. Jazz in Taiwan? Why not? Das Taichung Jazz Festival 2005 gönnte sich Bugge Wesseltoft, umringt von lokalen Jazzacts wie The Metamorphosis Jazztet, die Over Tone Jazz Group oder das Jazz Experimental Ensemble der Pianistin Peng Yu-wen. Und in Taipeis Living Room, geleitet vom halbamerikanischen Saxophonisten Corbett Wall, gehören The Retrosexuals, X Jazz, das J.T. Jazz Trio oder Cirkus Jazz zu den coolen Tips etwas abseits des Ordinären. Und natürlich hat auch Shanghai ein Nightlife und Jazz Clubs wie den JZ Club, in denen ein Carlsberg Y50 kostet, und Shenzhen hat den True Color Club in der Dongyuan Road, der nicht nur eine gute Adresse für Technasia-Aficionados ist. Das neureiche China im Wirtschaftswunderfieber und Bettenburgenbauboom lässt den Yen jetzt für einst verteufelte Vergnügungen springen. Day & Taxi zeigen sich als gute Gäste. Gallio hat extra die Volksweise "Lun Hua Hua" verjazzt und zwischen "Love" und "Lost" ist viel Zeit für neue Freundschaften. Zwar sagt Konfuzius: Ein Floh im Ohr eines Chinesen ist der Anfang von Ungehorsam. Aber wer ist schon Konfuzius? PS: Day & Taxi ist inzwischen erneut mutiert. Anstelle von Käppeli fährt der Berliner Schlagzeuger Michael Griener, brandaktueller Neuer-deutscher-Jazzpreis-Träger als "kreativster Solist", im Juni 2006 mit auf die nächste USA-Tournee. 

LP, ANKE KATHRIN BONNER

Wie wird wohl ein chinesisches Publikum auf eidgenössischen Jazz reagieren? Dieser Herausforderung stellte sich das Schweizer Trio DAY & TAXI im Frühjahr 2005 und bannte die Erfahrung bei vier Liveauftritten in „Shenzhen, Shanghai and Taipei“ direkt auf Vinyl. Erst seit 2004 spielt das Trio mit dem aktuellen Line-Up, doch es ist bereits perfekt aufeinander abgestimmt. Ob kurze Dreikilangmotive, Terzschichtungen oder Melodieschnipsel – den drei Musikern um den Saxophonisten und Komponisten Christoph Gallio reicht oftmals ein kurzer Impuls. Wie bei einer Kettenreaktion löst dieser eine Themenlinie aus. Mal gehen Saxophon, Schlagzeug und Kontrabass ein kurzes Stück des Wegs miteinander, um sich dann wieder auseinanderzudividieren. In solchen Momenten wirken die einzelnen Musiker schon fast isoliert: Das Saxofon lässt Raum zwischen den Tönen, spürt dem Dahinplätschern der Melodie nach; Marco Käppeli ergeht sich in ausgedehnten Exkursionen in die Klangwelt der Idiophone; und Christian Weber reizt jegliche Klangvariation zwischen Legato- und Pizzicato-Spiel aus. Sehr skuril ist „Vali Import (for Valentin Hauri)“ mit seinen aberwitzigen Bass- und Saxofon-Soli. Die Töne, die die beiden Musiker durch Flageolettes und Überblasen ihrem Instrument entlocken, kommt teilweise dem Begriff „Geräusch“ bedrohlich nahe... Einem Schweizer Uhrwerk gleich sind bei den rhythmisch häufig vertrackten Passagen prägnantes Zusammenspiel und Akkuratesse quasi Lebenselixier des Melodieflusses. DAY & TAXI präsentiert innovativen Spieltrieb und technisches Handwerk in Symbiose; moderner Jazz, trotz aller Sparsamkeit im Umgang mit den Noten, immer geprägt von musikalischer Fülle. (Kann man hier eigentlich von „Tonkargheit“ oder „Notenkargheit“ sprechen?) „The music was recorded under difficult circumstances and therefor track 3 on side 2 contains some inherent tape flaws such as little distortions. You needn’t look up your audio dealer!“ Diesen Hinweis in den Liner-Notes bitte wörtlich nehmen. Doch bei soviel Ehrlichkeit hört man gerne darüber hinweg!